Es dürfte nur wenige Menschen aus Hanau und Umgebung geben, die schon einmal in der Carnegie Hall, einem dem berühmtesten Konzertsäle weltweit, aufgetreten sind. Seit kurzem ist ihre Zahl aber um 41 gestiegen – mit dem Auftritt des Chores der Karl-Rehbein-Schule in New York!
Die Aufführung des Requiems von Karl Jenkins in dem Musentempel war ein einmaliges und grandioses Erlebnis. Auf Einladung von DCINY (Distinguished Concerts International New York) wurde das Werk gemeinsam mit Chören aus Australien, Finnland, Spanien, der Schweiz, Düsseldorf sowie zwei New Yorker Kinderchören aufgeführt. Die Organisation lädt professionelle, semiprofessionelle und engagierte Laienchöre aus aller Welt zu Konzerten in New York ein. In zwei halbtägigen Probenphasen wurden die unterschiedlichen Chöre zu einem gemeinsamen Klangkörper geformt. Dem Dirigenten der Aufführung, Dr. Jonathan Griffith, war dabei zunächst an gemeinsamer Aussprache und Artikulation gelegen, kein leichtes Unterfangen für Sänger mit unterschiedlichsten Muttersprachen. Wie der Chorleiter in bewusst langsamem Englisch und durch wiederholtes Vormachen richtiger und falscher Versionen den Chor zusammenschweißte, war für alle ein inspirierendes Erlebnis. Als dann der Komponist Sir Karl Jenkins persönlich erschien, kannte der Jubel keine Grenzen. Am Rande der Proben gab es viele nette Begegnungen mit den Chorsängern aus den anderen Chören. Dass der KRS-Chor als einziger Schulchor an dem Konzertprojekt teilnahm und dazu auch noch mit eignes für die Reise gestalteten Kapuzenpullis zu den Proben kamen, wurde von den anderen Beteiligten besonders gewürdigt.
Am Konzerttag hatten sich aber alle Sängerinnen und Sänger in Schale geschmissen, wobei einige Schüler sogar im Smoking erschienen. Der jüngste Rehbeiner im Reisechor hatte an diesem Tag Geburtstag und konnte sich nicht nur über Glückwünsche vom Dirigenten und vom Komponisten freuen, sondern auch über ein polyglottes Ständchen: nicht jedem wird schließlich zum Wiegenfest „Happy Birthday“ auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Finnisch, Schwedisch und Katalanisch gesungen!
Der Auftritt in der Carnegie Hall war dann der Höhepunkt des Musikprojektes. Über dreihundert Choristen standen eng gedrängt auf dem Podium – die Reihenbildung und -aufstellung war ein logistische Meisterleistung –, während fast zweitausend Besucher dem zu Herzen gehenden „Requiem“ lauschten. Nachdem das „In Paradisum“ ganz leise verklungen war, brandete tosender Applaus auf. Und für Chorleiter Frank Hagelstange war es eine besondere Ehre, sich mit den anderen Chorleitern auf der Bühne der Carnegie Hall verbeugen zu dürfen.
Den zweiten Teil des Konzertes konnten die Hanauer dann im Publikum erleben, weil das andere Werk des Programms von anderen Chören interpretiert wurde. Die Aufführung der „Cantata Memoria“ live zu erleben, war ein ebenso bewegendes Ereignis wie der eigene Auftritt. Sir Karl Jenkins komponierte die Kantate erst im vergangenen Jahr zur Erinnerung an eine 50 Jahre zurückliegende Katastrophe: im kleinen walisischen Bergarbeiterdorf Aberfan war 1966 nach langandauernden Regenfällen der halbe Ort verschüttet worden. Unter den 144 Todesopfern waren 116 Kinder, da auch die Schule von den Erdmassen begraben wurde. Beim Hören des allen Kindern gewidmeten Stückes traten manchem Zuhörer die Tränen in die Augen.
Dem Konzert ging eine dreivierteljährige Vorbereitung voraus. Da der KRS-Schulchor parallel für die Schulkonzerte probte, musste das New-York-Programm in zahlreichen Zusatzproben einstudiert werden, die auch am Wochenende und in den Ferien lagen. Auch die Organisation der Reise verschlang viele Stunden. Dafür sei an dieser Stelle Englischlehrer und Chormitglied Peter Schüller für die Korrespondenz mit den New Yorker Verantwortlichen herzlich gedankt.
Am 11. Januar war es dann endlich soweit: 41 Rehbeiner, darunter auch Ehemalige und Eltern aus dem Chor der Freunde der KRS, hoben zur Atlantiküberquerung ab. Trotz Jetlegmüdigkeit wurde am Abend noch der erste Bummel zum Broadway gewagt. Eine Riesenüberraschung für alle war, dass fast alle Ziele – die Carnegie Hall, der Probenraum im Hilton Hotel oder das berühmte MoMa, das Museum of Modern Art – zu Fuß erreichbar waren!
Getreu dem Motto „Wenn Engel reisen…“ spielte auch der Wettergott mit: Während in Hanau Winterstürme tobten, konnte die Reisegruppe aus Hanau eine große Stadtrundfahrt durch New York bei frühlingshaften 18°C und strahlendem Sonnenschein erleben! Die City Tour führte die Choristen einmal quer durch Manhattan, Central Park mit dem John-Lennon-Memorial, Brooklyn-Bridge mit der berühmten Skyline und Ground Zero inklusive. Unter dem Baum, der als einziger die Katastrophe vom 11. September überlebt hat, gedachten die Hanauer mit einem Friedenskanon der Opfer von 09/11.
Etliche der Teilnehmer nutzten den New-York-Trip außerdem zum Besuch eines Broadway-Musicals sowie zum Opernbesuch in der Met. Ein Riesenerlebnis war außerdem der Besuch des Rockefeller Centers mit der grandiosen Aussicht vom 70. Stockwerk auf ganz New York.
Als nach sechs Tagen die Reise zu Ende ging, waren sich alle einig, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben, das ein Leben lang im Gedächtnis bleiben wird.
Sowohl der Dirigent als auch die Organisatoren aus New York dankten per Mail den beteiligten Chören für ihr Engagement. Der Chor der Karl-Rehbein-Schule ist jederzeit wieder in der Carnegie Hall willkommen; die Mail schloss mit den Worten: „The group has an open invitation to perform with us at any time in the future!“
Ein weiterer Reisebericht findet sich auf hessenschau.de.
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