Aus vollem Herzen gesungen: Die Chorkinder der Karl-Rehbein-Schule der Klassen 5 und 6 unter Leitung von Petra Weiß verzaubern ihr Publikum mit einer beseelten Interpretation unterschiedlicher Weihnachtslieder von Telemann bis Leavitts „Candlelight Song“.
Gleich zu Beginn Gänsehaut-Gefühle pur: Feiner Glissando-Glitzerstaub perlt von der Empore, irgendwo in der Ferne ertönt ein Pferdeschlittengeläut, Kirchenglocken beginnen zu tönen – treffender hätte man das jüngst stattgefundene Weihnachtskonzert der Karl-Rehbein-Schule kaum beginnen können. Vor dreimal restlos ausverkaufter Marienkirche eröffnet das neu gebildete Perkussions-Ensemble unter der Leitung von Daniel Ulb mit einer Schlagwerk-Komposition über „Tochter Zion“ ein sehr kurzweiliges und zugleich emotionsgeladenes KRS-Weihnachtskonzert, das vor allem durch eine exquisite Programmauswahl und große Spielfreude zu gefallen weiß.
Es ist dabei immer wieder bemerkenswert, dass es den ausführenden Musikpädagogen der KRS nunmehr über Jahre hinaus gelingt, ihre musizierende Schülerschar konstant auf einem spieltechnisch sehr hohen Niveau zu halten und somit immer wieder aufs Neue zu wahren Höchstleistungen an Stimme und Instrument motivieren kann. Das zeigt sich quer durch alle Orchester, Chören und Ensembles, die die KRS so aufzubieten hat und dabei auch so manche Überraschung unter den Weihnachtsbaum legen kann.
Dazu zählte neben bereits erwähntem Schlagwerk-Stück zu Beginn auch der Chor der Klassen fünf und sechs, die mit Kerzen bestückt – per Batteriebetrieb versteht sich – mehrere kleine Chorstücke unterschiedlichster Couleur und Nationalität fernab des sonst üblichen Mainstreams zum Besten geben. Unterstützt von Instrumentalisten zeigen die Chorkinder unter Leitung von Petra Weiß mit beherztem, zupackendem Gesang eine sehr konzentrierte und damit hörenswerte Leistung. Jens Weismantel, seines Zeichen Dirigent des KRS-Blasorchesters, setzt mit seinem Klangkörper Mendelssohn-Bartholdys „Hebe deine Augen auf“ aus dem „Elias“ sprichwörtlich um: Feingesponnene Crescendi münden in wuchtige Forte-Passagen, die im Klanggefüge der einzelnen Register dennoch sehr ausgewogen daher kommen und die damit fast einen „symphonischen“ Stimm-Charakter annehmen – selten so zu hören von reinen Blasorchestern.
In die fast gleiche Kerbe schlägt die KRS-Big Band unter Leitung von Stefan Glück: Auch hier offeriert sich ein homogenes, fein austariertes Klangbild, das in seiner Dynamik professionellen Ansprüchen durchaus standhalten kann. Geht es zuvor beim Blasorchester noch äußerst hymnisch-festlich zu, so setzt die Big Band, unterstützt vom Leistungskurs der Q 3-Stufe, mit rockenden Engeln, die von einer weißen Weihnacht träumen, einen fröhlichen Kontrapunkt. Hervorzuheben auch die auf den Punkt gebrachte Umsetzung der vielfältigen Rhythmuswechsel, die von den Ausführenden geschmeidig in vollster Konzentration erfolgen.
Kontrapunkte gibt es auch mit Bachs Arie „Hört der sanften Flöten Chor“ zu erleben, sehr eloquent von den Instrumentalisten des Leistungskurses Q 1 unter Leitung von Frank Hagelstange, der zugleich auch als Tenor zu hören ist, in Szene gesetzt. Zu einem der musikalischen Höhepunkte des Konzertes setzt Hagelstange dann mit der Interpretation des „Credo“ aus Palmeris „Misatango“ an. Palmeri kann nicht verleugnen, sein Handwerk bei dem „Tango-Gott“ Astor Piazzolla gelernt zu haben. In seiner rhythmischen wie teils schroff-harmonischen Ausführung verlangt das Werk ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, werden die einzelnen Chor-Stimmen zudem oftmals gegeneinander geführt. Der Chor ab Klasse 7 samt der Freunde der KRS lassen hier nichts anbrennen. Großes Lob muss auch den sehr umsichtig begleitenden jungen Musikern an den Saiten und Tasten gezollt werden.
Kein KRS-Weihnachtskonzert ohne großes Sinfonieorchester: Trifft das Publikum zunächst auf den prachtvollen Marsch der Priester aus Mozarts „Zauberflöte“, verzaubern die Streicher mit einem perlenden „Allegretto“ aus dem Jenkins Concerto Grosso „Palladio“, genauso glänzend und funkelnd im Strich dargeboten wie der Zweck, für den dieses kurze Stück einst erdacht wurde: Als Werbejingle für Diamanten von De Beers. Orchesterchefin Petra Weiß lässt ihr Orchester alsdann mit dem „Rondeau“ aus „Abdelazar“ mit Pauken und Trompeten jubilieren um dann zusammen mit dem großen KRS-Chor sozusagen im doppelchörigen Stil zu einem nahezu hymnisch ausgeführten Weihnachtslied „Still, still, still“ auszuholen. Hier werden nochmals alle verfügbaren Klangregister gezogen. Brillierend und triumphierend zugleich das „Groß, groß, groß, die Lieb‘ ist übergroß“ mit einer schier überbordenden Opulenz, die so aber kaum mehr Raum mehr für die Mitsänger im Publikum lässt.
Die jungen Musikerinnen und Musiker jedenfalls nehmen den absolut verdienten, rauschenden Applaus mit glänzenden und auch stolzen Augen entgegen, haben sie ihr Publikum mit souveränen und auch beseelten Interpretationen in das bevorstehende Weihnachtsfest geschickt.
Das nächste Konzert der KRS findet am Sonntag, 18. März, um 17 Uhr, mit einem Sonderkonzert des KRS-Chores in der Hanauer Christuskirche statt. Auf dem Programm stehen die „MIsatango“ von Martin Palmeri und „Adieumus – Songs of Sanctuary“ von Karl Jenkins.
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