Karl-Rehbein-Schule

Gymnasium der Stadt Hanau

Rehbein-Schüler bei den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Staatsjubiläum Israels

Bereits zum dritten Mal fand der deutsch-israelische Schüleraustausch zwischen der Karl-Rehbein-Schule und der Ginsburg Haoren High-School in Yavne, 25 km südlich von Tel Aviv, statt. Das Interesse an diesem Austausch steigt kontinuierlich und ließ die Gruppengröße in diesem Jahr mit 29 Schüler/innen und den drei Lehrern Martin Dallmann, Dr. Boris Hogenmüller und Robert Schnabel bereits an Grenzen stoßen, so dass bei Ausflügen gemeinsam mit den israelischen Schülern ein Bus nicht mehr ausreichte. Die Herzlichkeit, mit der die deutsche Delegation empfangen wurde, und die Gastfreundschaft, die den deutschen Partnern während ihres gesamten Aufenthalts entgegengebracht worden ist, war allgegenwärtig und bestätigte die Eindrücke der letzten Jahre.  Bereits nach der Landung  um 1.30 h am frühen Montagmorgen wurde die deutsche Gruppe auf dem Ben-Gurion-Flughafen mit einem großen Hallo, Transparenten und Luftballons empfangen.

War diese erste Nacht für Gastgeber und Gäste auch sehr kurz, startete das Programm am folgenden Tag mit einer Schulbesichtigung und einer längeren Wanderung durch den alten Kern von Tel Aviv, der Stadt Jaffa. Von dessen Anhöhen bot sich bei schönstem Sonnenschein ein großartiger Blick auf das erst zu Beginn des 20. Jahrhundert erbaute Tel Aviv, der heute quirligen Hauptstadt Israels. Zu Fuß wurde die Neustadt erwandert bis zu jenem Gebäude, in dem 1948 die Unabhängigkeit des Staates Israel ausgerufen wurde. An allen Ecken zeigten sich bereits die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten der nächsten Tage; unzählige Fähnchen an Brücken, Straßen und Plätzen, der Aufbau von Zelten und Musikinstallationen.

Doch zuvor beging ganz Israel den „Memorial-Day“, an dem der Gefallenen in den vielen kriegerischen Auseinandersetzungen gedacht wurde. Die gesamte Schulgemeinde der Ginsburg-Haoren-High-School versammelte sich im neuen Amphitheater von Yavne, wo die deutschen Austauschschüler  Augenzeuge einer würdevollen Gedenkstunde werden konnten: die Fahne auf Halbmast,  wurde aller Gefallenen gedacht, wobei gerade die Namen derjenigen ehemaligen Schülerinnen und Schüler vorgelesen und Rosen für sie niedergelegt wurden, deren Tod die Schule in den letzten Jahren zu beklagen hatte, den letzten erst im Jahr 2014. Eine schwere Stunde auch für die Eltern dieser Soldaten, die als Ehrengäste in der erste Reihe Platz genommen hatten. Dennoch steht der Wehrdienst, der für Männer drei Jahre und für Frauen  zwei Jahre dauert, in der israelischen Gesellschaft nicht in Frage, was der angespannten politischen Situation geschuldet ist. An die Gedenkstunde schloss sich eine Diskussionsrunde der Rehbein-Schüler mit israelischen Lehrerinnen an, die nur von der zweiminütigen Sirenengeheul unterbrochen wurde, das das öffentliche Leben bis hin zum Straßenverkehr zum Erliegen kommen und zum Gedenken innehalten ließ. „Es ist immer wieder überraschend, wie offen und direkt unsere Gastgeber diskutieren“, resümiert Dr. Hogenmüller, der bisher schon zwei Austauschrunden begleitet hat.

 

Nach Sonnenuntergang endete der Memorial-Day und ging nahtlos in den Independence Day über, an dem der Staatsgründung vor 70 Jahren gedacht und der mit Musik, Feiern und Partys bis tief in die Nacht begangen wurde. „Dieser Wechsel der Emotionen binnen weniger Stunden ist für uns nicht einfach“, so eine Lehrerin der High-School.

Neben den intensiven Feierlichkeiten lernten die Rehbeiner auf Exkursionen das so vielfältige Land kennen: Auf einer Tour die Hafenstadt Haifa mit den wunderschönen Bahai-Gärten, das arabisch geprägte Nazareth und den See Genezareth, an dem, 200 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen, die Temperatur schon hochsommerliche 35 Grad erreichte. Dort wurde die orthodoxe Kirche zu den 12 Aposteln besucht, deren hervorragende Akustik den von Pilgergruppen angestimmten Gesang zum Klingen brachte. „Dort drüben“, lenkte der Geschichtslehrer Martin Dallmann die Blicke der deutschen Delegation vom friedlich in der Sonne liegenden See auf die Gebirgskette östlich des Sees, „liegen die Golanhöhen, und von dort sind es nur noch 50 km bis nach Damaskus, der Hauptstadt Syriens.“

Ein weiterer Ausflug führte am Freitag nach Yad Vashem in Jerusalem, der Gedenkstätte an den Holocaust. Bedrückt stellten die Schüler fest, dass wir Deutsche für die in der Ausstellung enthaltenen Texte und die Filmsequenzen keine Übersetzung benötigen. Der junge israelische Reiseleiter versuchte, die unfassbare Zahl von  sechs Millionen in der Nazizeit ermordeten Juden an einzelnen Schicksalen begreifbar zu machen. Aber es waren auch Einzelne, die in dieser Zeit Widerstand leisteten, und so war es ein denkwürdiger Moment, als die Gruppe der Karl-Rehbein-Schule vor der Gedenkplakette der ehemaligen Rehbein-Lehrerin Elisabeth Schmitz zum Stehen kam, die aufgrund ihres Widerstands gegen den Nazi-Terror 2011 als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet wurde.

Am Sonntag schließlich wurde erneut der Weg nach Jerusalem zurückgelegt, diesmal um die Klagemauer unterhalb des Felsendoms und der Al Aqsa-Moschee zu besuchen. Auf dem Weg zur Grabeskirche wurde das arabische und christliche Viertel der Jerusalemer Altstadt durchquert, wobei die israelischen Schüler im jüdischen Viertel verblieben und  erst später zur  Gruppe ihrer deutschen Austauschpartner wieder dazustießen . Ein besonderes Highlight war für alle der Besuch der  Grabeskirche, der wichtigsten Kirche des Christentums, die  über den Golgotha Felsen und das in der Nähe liegende Grab Christi erbaut, stets voller Besucher ist.

Und dann kam auch schon der letzte Abend mit einer Abschiedsfeier im Lehrerzimmer, bei dem bereits erste Bilder ausgetauscht wurden und jeder Gast jedem Gastgeber einen kleinen Brief schrieb und umgekehrt. Vielen Schülern fiel der Abschied schwer, auch wenn der Gegenbesuch in Hanau bereits in wenigen Wochen stattfindet. „Unsere Schüler“, so der stellvertretende Schulleiter Robert Schnabel, „haben mit diesem Austausch die einmalige Chance, das Land, seine Geschichte und die Menschen dort kennenzulernen. Diese kommt, auch wenn man als Tourist irgendwann wieder nach Israel reisen sollte, in dieser Form nicht wieder.“

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