Annika Nixdorf und Jonah Betz feiern mit ihren Eltern und ihrer Chemielehrerin den Erfolg der Jugend forscht Chemie-AG
Die Jugend forscht Chemie AG hat am Samstag erfolgreich ihre Forschungsergebnisse zu weiß angelaufener Schokolade beim Regional-Wettbewerb Rhein-Main Ost präsentiert
Eines morgens in einer Früstückspause packte Annika ihr Snickers aus und sah angewidert auf den weißen Belag auf der Schokolade. Sie fragte mich, ihre Chemielehrerin, ob die Schokolade noch gut sei. Ich versicherte ihr, die Schokolade sei noch essbar, aber Annika und Jonah schauten mich kritisch und mit fragendem Blick an: Ob das wohl die Aussage der lebensmittelentsorgungsfeindlichen Nachkriegsgeneration ist? „Wenn ihr’s nicht glaubt, dann prüft’s doch selber.“ Genau das taten sie dann auch und waren erstaunt, dass ich Recht hatte. So kam es, dass aus einem eigenartigen Frühstückserlebnis ein Jugend forscht-Projekt wurde.
Annika und Jonah konnten Literaturrecherchen im Experiment bestätigen, dass aus Schokolade beim Erwärmen über 36°C Kakaobutter austritt, die dann beim Abkühlen an der Oberfläche erstarrt. Das hat zur Folge, dass der erste Geschmackseindruck nicht schokoladig, sondern nur fettig ist, denn Kakaobutter hat keinen Schokoladengeschmack, wie man vielleicht vermuten würde. Beim Zerbeißen der Schokolade bemerkt man, dass das Innere der Retroschokolade – das wurde die liebevolle Bezeichnung der weiß angelaufenen Schokolade – krümelig war und der zarte Schmelz der Schokolade fehlte, weil die dafür verantwortliche Kakaobutter ja nach außen gewandert war.
Annika und Jonah erkannten, dass hier tatsächlich keine chemische Veränderung geschehen war – wie beim Verderben von Schokolade – sondern nur ein Trennvorgang durch das Herausschmelzen der Kakaobutter aufgrund ihres niedrigeren Schmelzpunktes. Diesen Trennvorgang kehrten sie um, indem die Retroschokolade eingeschmolzen und in eine Schokoladenform gegossen wurde. Das Produkt war tatsächlich wieder glänzend und cremig im Geschmack. So wurden die beiden Jungforscher zur Retter der fleckigen Schokolade.
Die Innovation im diesem Projekt war dann die Entwicklung einer Schokolade, die nicht mehr weiß anläuft. Dazu musste eine Veränderung des Schmelzbereiches des enthaltenen Fettes, der Kakaobutter, in der Weise vorgenommen werden, dass es erst im Temperaturbereich des menschlichen Mundraums schmilzt und nicht darunter. Im ersten Versuch wurde die Kakaobutter durch Butterreinfett ersetzt, das einen höheren Schmelzbereich als Schokolade aufweist, aber das geschmackliche Ergebnis hätte keinen Schokoladengenießer glücklich machen können.
Abgeschaut bei Kerrygold und co., die Butter mit Rapsöl mischen, um sie kühlschrankkalt streichfähig zu machen, wurde jetzt umgekehrt ein höher schmelzender Stoff im passenden Mischungsverhältniss der Kakaobutter zugesetzt, so dass ein Schmelzbereich um 36°C erreicht werden konnte.
Schließlich fanden die beiden Jungforscher doch noch eine praktikable und kulinarisch akzeptable Lösung: Bienenwachs!
Bienenwachs ist uns als Lebensmittelzusatzstoff E901 zur Oberflächenbehandlung von Obst, Weingummi und Schokolinsen bekannt. Da Bienenwachs ein unverdaulicher Naturstoff ist, ist er ohne Mengenbegrenzung für Lebensmittel zugelassen.
Die Schokoladeninnovation ist mit ihrem erhöhten Schmelzpunkt z.B. auch für den Schokoladeneinsatz in asiatischen Ländern geeignet, da sie Temperaturen bis zur Körpertemperatur unverändert standhält.
Der unverdauliche Fettanteil sorgt zudem für eine kalorienreduzierte Schokoladenkreation. Diese Eigenschaft stellte auch die neue Moderatorin des Regional-Wettbewerbs bei Heraeus, Petra Gros heraus, die die Preisverleihung in der Heraeus-Kantine unterhaltsam moderierte und erfreuliche Innovationen im Ablauf dieses Wettbewerbstages einführte. Dafür gilt ihr unser Dank.
Annika und Jonah beeindruckten die Juroren mit der Dokumentation ihrer Forschung und besonders mit ihrem professionellen Auftreten und den überzeugenden Antworten auf deren Nachfragen. Dafür erhielten sie schon vor der Preisverleihung eine große Portion positives Feedback, das den beiden Jungforschern, die zum ersten Mal am Wettbewerb teilnahmen, sehr guttat. So sagten sie mir am Abend nach der Preisverleihung strahlend auf meine Frage, was der wichtigste Aspekt für den Bericht sei, dass es Spaß gemacht habe!! Und das trotz eines umfangreichen und anspruchsvollen Vorbereitungsaufwands für die Chemieanfänger, die erst seit einem halben Jahr regulären Chemieunterricht erlebt hatten.
Dank gilt auch den Eltern Nixdorf und Betz für die organisatorische und moralische, liebevolle Unterstützung im Vorfeld und besonders am Wettbewerbstag. Die Eltern waren am Abend erkennbar glücklich und gratulierten den Kindern zu ihrem Erfolg.
Die Jury ehrte die beiden mit einem Geldpreis, einem Kopfhörerset und dem Titel: Bestes interdisziplinäres Projekt im Bereich Schüler experimentieren. Damit haben sie sich für den Landesentscheid am 12. und 13. April in Kassel qualifiziert. Bericht: Esther Meinhardt, Leiterin der Jugend forscht Chemie-AG
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