Zentralrat der Juden eröffnet Ausstellung „Jüdische Lebenswelten“ in der Karl-Rehbein-Schule
Hoher, nicht alltäglicher Besuch zierte nunmehr die Karl-Rehbein-Schule: Der Zentralrat der Juden, Dr. Josef Schuster, statte dem Hanauer Traditionsgymnasium einen Besuch ab, um dort die Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ zu eröffnen und damit zeitgleich auch einhergehend die „Jüdischen Kulturwochen 2019“ in Hanau. Neben dem Zentralrat der Juden warben Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky, KRS-Schulleiter Jürgen Scheuermann und der Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Hanau, Oliver Dainow, für die Wichtigkeit eines friedlichen und toleranten Nebeneinanders und Miteinanders. Dazu beitragen soll die nun bis zum 31. Mai andauernde Ausstellung im Schlossgartensaal der KRS.
Alle Redner beklagten den zunehmenden, um sich greifenden Antisemitismus sowohl in Deutschland als auch weltweit. Tödliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen nähmen wieder zu, Intoleranz und Rassismus nährten die Vorurteile gegenüber Andersgläubigen, davon betroffen auch die jüdischen Mitbürger. „Haltung zeigen, nicht Wegducken“: Kaminsky macht in seiner Rede sehr deutlich, dass es in unserer Gesellschaft „keinen Millimeter Platz für Intoleranz und Antisemitismus“ geben dürfe. „Wenn wir heutzutage wieder erleben müssen, dass ein bekannter deutscher Politiker die Zeit des Nationalsozialismus als einen ‚Vogelschiss in der deutschen Geschichte‘ bezeichnet, dann ist dies eine beispiellose Verhöhnung des Holocaust, in dem Millionen von Juden in den von den Nazis errichteten Konzentrationslagern auf grausamste Weise ihr Leben lassen mussten“, zeigt Kaminsky klare Kante.
Auch die in Hanau lebenden Juden wurden von den Deportationen nicht verschont. 1942 verbrachte man alle noch in Hanau wohnhaften 600 Juden in Konzentrationslager, erinnert Oliver Dainow an die traurige Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hanau. Heute, so Dainow, lebten wieder rund 200 Juden in Hanau. Scheuermann zieht ebenfalls einen Faden in die deutsche Geschichte und erinnert an die mutige KRS-Lehrerin Elisabeth Schmitz, die sich dem Nazi-Regime entgegenstellte und ihren Lehrberuf niederlegte, sah sich nicht Willens, das krude nationalsozialistische Gedankengut in der Schule zu lehren. „Wir verstehen uns heute als eine freie und demokratisch geprägte Wertegemeinschaft, die auch hier in unserer Schule gelebt wird“, so der KRS-Direktor. Seit geraumer Zeit unterhält die KRS so eine enge Partnerschaft mit der Ginsburg Haroen High-School in Yavne in Israel. „Meine Schüler kommen immer sehr bewegt und beeindruckt von der herzlichen Gemeinschaft, die sie in Israel erleben, nach Hause zurück“, berichtet der Schulleiter weiter.
Dass genau das der richtige Weg ist hin zu einem besseren Verständnis der Völker untereinander sieht auch der Zentralrat der Juden, Dr. Josef Schuster so. „Es weht wieder ein scharfer Wind von rechts. Das gesellschaftliche Klima ist rauer geworden. Es ist somit höchste Zeit zum Handeln, denn Antisemitismus geht uns alle an. Er stellt auch einen Angriff auf unsere demokratisch-freiheitlichen Grundrechte dar“, warnt Schuster. Ein Weg, dem zu begegnen sei vor allem die Bildung der Jugend. „Die Schüler sind die Entscheidungsträger von Morgen. Wenn es uns gelingt, ihnen jüdische Kultur greifbar zu machen und so in einen Dialog zu treten, dann können wir Unverständnis, Intoleranz und Hass besiegen“, hofft Schuster. Wie das in der Praxis aussehen kann, demonstrierte zugleich der große KRS-Chor, der die große Besucherschar im Schlossgarten mit dem israelischen Kanon „Hine ma tov“ auf die Ausstellung einstimmte. Ein Bild über das jüdische Leben und die Kultur kann man sich nun in der Ausstellung „Jüdische Lebenswelten“ machen, die anhand von Biografien die Vielfalt des Judentums in Deutschland im 21. Jahrhundert beleuchten will. Die Porträts sind in den Kontext der fast 2000-jährigen Geschichte der Juden eingebettet. Die Ausstellung ist bis zum 31. Mai in der KRS zu sehen, es wird um eine Anmeldung im Sekretariat der KRS (06181/6183600) vorab gebeten.
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