Die Mondlandung vor 50 Jahren kennen die meisten Zeitgenossen nur aus dem Geschichtsbuch: Grund genug für die Physik-Fachschaft der Karl-Rehbein-Schule, sich einmal mit diesem damals wie heute weltbewegenden Ereignis genauer auseinanderzusetzen. Am vergangenen Donnerstag (9.5.2019) beschäftigten sich die 170 Schüler/innen der Einführungsphase der Oberstufe einen ganzen Schultag lang mit dieser Thematik. In den 13 Gruppen, die die Physiklehrer/innen und auch zwei Geschichtslehrer anbieten und in die sich die Schüler zuvor eingewählt haben, werden die unterschiedlichsten Aspekte beleuchtet: Von den Anfängen der Raumfahrt, die im Oktober 1957 mit dem ersten Satelliten der damaligen Sowjetunion begann, was bei den USA den sogenannten „Sputnik-Schock“ auslöste und letztlich zu einem Wettlauf um die Eroberung des Weltraums führte, über den Raketenbau bis hin zur Apollo-11-Mission, die am 21. Juli 1969 Neil Armstrong und Edwin Aldrin als erste Menschen auf den Mond führte. „Zwei Gruppen kümmern sich um die damals verfügbaren Computer, deren Rechenleistung von heute existierenden besseren Taschenrechnern oder gar Smartphones mühelos übertroffen wird“, stellt Christiane Alsheimer, Fachbereichsleitern des naturwissenschaftlichen Bereichs, fest. Lange Zeit unbekannt war, dass die Arbeit der Computer durch die Rechnungen von afroamerikanischen Frauen mit Papier und Bleistift ergänzt wurden, die erst kürzlich durch den Film „Hidden Figures“ ins Rampenlicht der Öffentlichkeit kamen. „Auch der geschichtliche Hintergrund, der sich im Kalten Krieg befindlichen und um den Weltraum wetteifernden Supermächte, verdient beleuchtet zu werden“, stellen die Geschichtslehrer Dr. Boris Hogenmüller und Christoph Schmidt ihre Projekte vor. Nur so lasse sich verstehen, wie es den USA gelingen konnte, nach der denkwürdigen Ankündigung von Präsident Kennedy im Mai 1961 innerhalb von 9 Jahren in einem milliardenschweren Programm den Mond zu betreten. Eine weitere Gruppe befasst sich mit Leben und Wirken von Wernher von Braun, dem Konstrukteur der Saturn-V-Rakete, die Apollo zum Mond beförderte, aber auch mit seinen Verstrickungen mit dem Nazi-Regime während des zweiten Weltkriegs. „Auch die Physik kommt nicht zu kurz“, ergänzt der stellvertretende Schulleiter Robert Schnabel. Während sich die eine Gruppe die Grundlagen der Antriebstechnik der Saturn-V erarbeitet und zu verstehen versucht, warum es mit einer einzigen Raketenstufe nicht gelingen kann, die zum Verlassen des irdischen Gravitationsfeldes erforderliche Fluchtgeschwindigkeit von 11,2 Kilometer pro Sekunde zu erreichen, experimentiert eine andere im Schlossgarten mit einer mit Wasser und Druckluft gefüllten Kunststoffrakete. „Das Prinzip ist immer das Gleiche: Materie (heißes Gas bei der Saturn-V, Wasser bei der Spielzeugrakete) wird mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßen und sorgt für den nötigen Schub.“ Dass bei der Saturn-V allein in der 1. Raketenstufe innerhalb von nur 2,5 Minuten 2150 Tonnen Kerosin verbrannt werden und in dieser Zeit die gesamte 110 Meter hohe, 2800 Tonnen schwere Rakete in eine Höhe von 67 Kilometern katapultiert wird, verursacht auch heute noch ungläubiges Staunen.
Doch nicht bei Jedem: Auch heute noch geistern Meldungen durchs Internet, die die Mondlandung für „fake news“ und für einen in Hollywood clever gedrehten Film halten. Auch damit setzen sich Gruppen auseinander und können diese irrige Meinung am Ende eindeutig widerlegen. Zum einen dadurch, wie der Wissenschaftsredakteur Harald Lesch in einer seiner Sendungen treffend bemerkte: Wenn die Mondlandung wirklich nicht stattgefunden hätte, dann hätten die Kommunistische Partei der Sowjetunion und ihr Geheimdienst KGB und die amerikanische Regierung unter einer Decke stecken müssen, denn die sowjetischen Wissenschaftler konnten damals genau mittels Peilung ermitteln, woher die Funksprüche der Apollo-Kapsel kamen, und hätten natürlich die Meldung ausgeschlachtet, wenn sie nicht vom Mond gekommen wären. Und zum anderen ist Hanau selbst Zeuge und Garant für die Mondlandung: Wie zwei Tage vor dem Rehbein-Projekt der örtlichen Presse (Hanau-Post vom 7. Mai 2019) zu entnehmen war, hat das Hanauer Unternehmen Heraeus die Prismen-Spiegel aus Quarzglas gefertigt, die auch heute noch auf der Mondoberfläche stehen und zum Mond geschickte LASER-Strahlen zur Erde zurück reflektieren und so eine metergenaue Abstandsmessung Erde – Mond erlauben.
Die ertragreichen Projekte am Vormittag erfahren am Abend desselben Tages noch eine spektakuläre Steigerung: Den Organisatoren ist es gelungen, mit Emil Bergmann aus Dreieich einen passionierten Amateurfunker zu gewinnen, der eine imposante Antennenanlage im Rehbein-Schulhof aufbaute. „Damit funken wir den im Südwesten stehenden Mond an und erhalten nach 2,5 Sekunden das von ihm reflektierte Signal“, so Herbert Bahr, Mitorganisator und mit Jochen Nimbler Vermittler dieses Kontakts. „Dann lauschen wir, ob in der weltweiten Community der Amateurfunker unser Signal aufgefangen und beantwortet wird“, ergänzt Emil Bergmann. Und tatsächlich zahlen sich Geduld und Ausdauer aus: Nach einiger Zeit kommen Antworten aus Bulgarien und England, die ebenfalls den Weg von dort über den Mond nach Hanau genommen haben und nach unglaublichen 800.000 km als schwaches Signal bei uns ankommen.
Das Projekt „Mondlandung / Raumfahrt“ erfährt eine weitere Fortsetzung am 23.Mai 2019. Dann wird um 19 Uhr im Schlossgartensaal der Rehbein-Schule in einer öffentlichen Veranstaltung Hartmut Lux vom Physikalischen Verein Frankfurt den Blick nach vorne richten und über die Raumfahrt der Zukunft referieren. Wie auch Fernseh- und Pressemeldungen zu entnehmen ist, könnte die nächste Mondlandung schon sehr bald bevorstehen. „Die Rehbein-Schüler werden jedenfalls mit großem Interesse dabei sein“, ist sich Schulleiter Jürgen Scheuermann sicher.
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