Zart und auch zupackend zugleich: Die Klarinettistin Marlene Krieg verzaubert als Solistin zusammen mit einem konzentriert aufspielenden KRS-Sinfonieorchester unter Petra Weiß während des Weihnachtskonzertes der Karl-Rehbein-Schule Hanau das Publikum. Fotos: KRS
Stehende Ovationen: Prachtvolles Weihnachtskonzert der Karl-Rehbein-Schule
Barocke Opulenz trifft auf innehaltende Demut: Das diesjährige Weihnachtskonzert der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) darf getrost einen Spitzenplatz im Reigen der über viele Jahre stattfindenden Aufführungen im Dezember zählen. Sowohl die Literaturauswahl, verbunden mit den konzentriert und brillant aufspielenden jungen Musikerinnen und Musikern als auch die kurzweilige Programmauswahl lassen einen funkelnden Stern hoch oben am Firmament weihnachtlicher Musik-Darbietungen aufsteigen.
Festlich von fein abgestuften Crescendi getragen eröffnet das gut intonierende KRS-Blasorchester unter der Leitung von Jens Weismantel den Konzertabend in der proppenvollen Marienkirche Hanau. Es folgt ein schwebend-sinnliches „Hallelujah“ aus der Feder von Leonard Cohen, das von Emma Heinrich, Marlene Krieg, Charlotte Henkel und Clara Jost am Gesang mehrstimmig mit dem Blasorchester interpretiert wird. Der KRS-Kinderchor der Jahrgangsstufen fünf und sechs unter dem Dirigat von Daniel Ulb singt sich mit zwei fröhlichen, charmant vorgetragenen Gospelwerken „What Star Did Shine“ und „All Night, All Day“ in die Herzen des Publikums. Aufhorchen im wahrsten Sinne des Wortes lässt insbesondere der Chor der Musikleistungskurse Q1 und Q3, der von Jens Weismantel und Frank Hagelstange geleitet wird. Stimmlich ganz feine Eleganz breitet sich mit dem „Ave Maria“ von Giulio Caccini aus, ein Werk, das eine Brücke von der Renaissance hin in das frühe Generalbasszeitalter darstellt. Den jungen Choristinnen und Choristen gelingt es, neben der subtilen Rhythmik auch insbesondere die farbige Harmonik dieser Komposition auf den Punkt gebracht darzustellen.
Nach dem noch zarten „Leuchten“ des Advents versprüht die KRS-Big-Band ein glitzerndes Band von amerikanischen Weihnachtssongs im klassischen Jazzgewand. Zu Beginn noch im leicht-lockeren Bossa-Anzug nimmt die Big-Band unter Stefan Glück dann kräftig Fahrt auf, was zu manch hektischem Fußwippen im Kirchenrund führt. Hernach folgen zwei ganz besondere musikalische Momente, die man in dieser gebotenen Qualität und auch Intensität so nicht erwartet, zumindest nicht von einem Schulorchester: Die Violinistin Andrea Lazcko entführt die Zuhörer mit Vivaldis zähneklappernder Winternacht aus den „Vier Jahreszeiten“. In großen musikalischen Bogen und Gestus schmiegen sich die Streicher des KRS-Sinfonieorchesters unter Leitung von Petra Weiß der Solistin an, musizieren aus einem Guss und lassen so die kältestarrende, zitternde Atmosphäre dieses Werkes sehr kristallin von der Empore rieseln. Mit Carl Maria von Webers „Adagio“ aus dem Klarinettenkonzert Nr.1 in f-Moll flutet alsdann behagliche Wärme die Kirche. Die Klarinettistin Marlene Krieg zaubert mit tiefromantischem Ton, wohlfeil gestützt von den Holz- und Blechbläsern des Sinfonieorchesters, einen sehr innigen, in sich ruhenden Glanz hervor, getragen von zartem Schmelz, verpackt in virtuoser Spieltechnik.
„Er heißet Friede Fürst“ aus der Kantate von Gottfried Heinrich Stölzel stellt den KRS-Chor ab Klasse 7 unter Frank Hagelstange, hier begleitet von den KRS-Sinfonikern, doch vor der großen Herausforderung, die kontrapunktische Stimmführung exakt herauszuarbeiten, was den engagierten und konzentriert agierenden Chorsängerinnen und Chorsängern sehr eindrucksvoll in einer abgerundeten Balance gut gelingt.
Leroy Andersons meisterhaftes Arrangement von „A Christmas Festival“ aus dem Jahr 1950 zieht so ziemlich alle Klangregister, die ein Orchester samt großen Chor innehaben können. Da brennen die unterschiedlichsten Weihnachtscarols, acht an der Zahl darunter unter anderem „Jingle Bells“, „Stille Nacht“, oder „Oh Come All Ye Faithful“, ein in allen Facetten glitzernden Sternenstaub ab, dass die Akustik der Marienkirche doch an ihre Grenzen bringt. Strahlende Trompeten, prachtvolle Posaunen und Hörner, frohlockendes Holz, flimmernde Streicher, tiefsonore Celli, wirbelnde Pauken und ein dagegen tapfer ansingender Chor mischen sich mit einer zum Finale hin sich verdichtenden Themenfülle der einzelnen zitierten Stücke – da mag es nicht nur den Weihnachtsengeln im Himmel ganz schwindelig geworden sein ob diesem alles überstrahlenden Weihnachtsfüllhorn. Das Publikum jedenfalls goutiert die hoch anzurechnende Leistung aller beteiligten Schülerinnen und Schüler, die immerhin an drei Abenden auf der Bühne gestanden und dabei ihr Bestes gegeben haben, zurecht mit stehenden Ovationen.
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