Eine wertschätzende Geste der Verbundenheit zwischen Karl-Rehbein-Schule und Paul-Hindemith-Musikschule, die in diesem Jahr ein rundes Jubiläum feiert: Jens Troester, Dozent an der PHM und Dirigent der NPF, leitet im KRS-Sommerkonzert den Hindemith-Kanon „Wie ein Esel die Saiten zwickt“. Fotos: KRS
Konzertabend mit Melange aus Pop, Film und Klassik – Manfred Hubert brilliert
Die Hobbits gelten als ein gemütliches Völkchen, die gerne ausgiebig feiern, schmausen und ihr Leben am liebsten in Ruhe und Vertrautheit verbringen. Die von Tolkien geschaffene Phantasiewelt „Mittelerde“, in der die kleinen charmanten Gesellen leben, war für den niederländischen Komponisten Johan De Meij willkommene Vorlage für das gleichnamige Stück „Hobbits“ aus seiner Symphonie Nr. 1, „The Lord oft he Rings“. Strahlende Trompetenfanfaren künden von der sich anschließenden feucht-fröhlichen Feier der Hobbits, die sich rhythmisch sukzessive im gesamten Blasorchester der KRS unter Leitung von Jens Weismantel ausbreitet. Und so treffen während des diesjährigen Sommerkonzertes der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) unter anderem die Fabelwesen aus Mittelerde auf den in die Saiten zwickenden Esel eines nicht minder humorvollen Paul Hindemith, der gleich mehrfach in dem fulminanten Sommerkonzert zitiert werden soll.
Das diesjährige KRS-Konzert bietet somit einen bunten Reigen aus der Welt der Rock- und Popmusik, der Filmmusik, den glamourösen 1920igern und der virtuos-schwelgenden Symphonik auf. Und hier muss, ohne die Leistung aller beteiligten Schülerinnen und Schüler zu schmälern, eine Person besonders hervorgehoben werden: Der Ausnahmeviolinist Manfred Hubert sorgt mit seiner atemberaubenden Interpretation der „Carmen-Fantasie“ aus dem Jahr 1881 des Spaniers Pablo Sarasate für einen Sturm der Begeisterung im Congress Park Hanau. Was die Violine auch an schwierigsten Spieltechniken hervorzubringen vermag: Der Achtklässler Manfred Hubert brennt ein erstaunlich hochvirtuoses, auf den Punkt gebrachtes Feuerwerk ab, das aus fliegenden Pizzikati, rauschenden Glissandi und schillern den Flageoletts besteht, alles eingebettet in einem melodisch inspirierenden Ausdrucksvermögen. Diese große Klangkino wird vom KRS-Symphonieorchester unter der Leitung von Petra Weiß einfühlsam untermauert, erfordern die wechselnden rhythmischen Finessen höchste Konzentration von den Ausführenden.
Eine weitere Besonderheit des Sommerkonzertes ist die Würdigung der fruchtbaren wie langjährigen Zusammenarbeit der KRS mit der Paul-Hindemith-Musikschule Hanau (PHM), die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern kann. Die enge Verbundenheit zwischen den beiden Schulen äußert sich nicht nur in der Aufführung gleich zweier Hindemith-Werke, sondern auch in der teils tatkräftigen Unterstützung des KRS-Symphonieorchesters durch PHM-Dozentinnen und -Dozenten. Und Hindemiths Kanon „Wie ein Esel die Saiten zwickt“ aus den „Plöner Musiktagen“, wird als Gast vom Chefdirigenten der „Neuen Philharmonie Frankfurt“ Jens Troester, der zugleich als Dozent für Klavier an der PHM arbeitet, angeleitet.
Eine gelungene wie einfühlsame Begleitung erfährt zuvor der KRS-Chor der Klassen fünf und sechs, geleitet von Daniel Ulb, durch die PHM-Band „Fourone“. Mit drei bekannten Popsongs, darunter das bekannte Pink-Floyd-Stück „Another Brick In The Wall“, rocken die jungen Rehbein-Choristinnen und -Choristen gleich zu Beginn fröhlich und ausdrucksstark den Saal. Dem in nichts nachstehend die KRS-Big-Band, die von Stefan Glück mit Verve durch die rhythmischen und dynamischen Hürden der 70iger- und 80iger-Jahre Soul-Funk-Kultband „Earth, Wind & Fire“ geleitet wird.
KRS-Chorleiter Frank Hagelstange entführt das Publikum zusammen mit dem Chor ab Klasse7 und der Freunde der KRS stilecht in die „Goldenen Zwanziger“. Die Damen geschmückt in festlicher Abendgarderobe und die Herren in Smoking und Zylinder singen in stimmlicher Eleganz von der schönen Elisabeth, die doch ach so kerzengerade Beine hat und dabei den schönen Gigolo trifft, der wohl immer noch nach den Haaren des ehrwürdigen August sucht.
Die soziokulturelle Vielfalt Südafrikas besingt der Musik-Leistungskurs Q2 unter Weismantel mit dem anrührenden Stück „Weeping“ aus „Songs of a Rainbow Nation“, wobei der zart-schmelzende Satzgesang von einem erbarmungslosen Regenprasseln, das in diesem Moment das CPH heimsucht, begleitet wird.
Da fügt sich denn auch die Strauß-Polka „Unter Blitz und Donner“, schwungvoll dargeboten von den KRS-Symphonikern, nahtlos ein. Den glänzenden Schlusspunkt des KRS-Sommerkonzertes stellt das Parade-Stück „Danzón“ Nr. 2 aus der Feder des Mexikaners Arturo Márquez dar. Ein Werk „voller Sinnlichkeit und Ernsthaftigkeit, geprägt in seinem rhythmischen Kern von einem kubanischen Tanz“, so Márquez selbst. Der KRS- und PHM-Schüler Lukas Bender, der unter anderem auch den dritten Platz bei „Jugend musiziert“ auf Bundesebene einheimsen konnte, hat hier eine tragende Hauptrolle am Flügel inne, die er mit absoluter Perfektion ausfüllt. Die hochkomplexe sich oft verschiebende metrische Struktur des Stückes, die in ihrer schwebenden Eleganz eine scheinbare Leichtigkeit verbreitet, ist von den Orchestermitgliedern nicht immer einfach zu nehmen, so dass Petra Weiß am Dirigentenpult im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände und Arme voll zu tun hat.
Wie heißt es doch so schön bei Hindemith: „Wer sich der Musik erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen. Denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben Engelein selber Musikanten sein.“ Mit diesem Kanon, der gleichzeitig als Zugabe und Geburtstagsständchen für die PHM von der Bühne tönt, beenden KRS-Musikerinnen und -Musiker ein qualitativ hoch angesiedeltes Konzert, das von unbändiger Leidenschaft, Spielfreude und Herzblut geprägt war, was das geneigte Publikum mit stehenden Ovationen minutenlang beklatscht. So darf man sich schon jetzt auf die KRS-Aufführung des Musicals „Chess“ im Sommer 2025 freuen.
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