Das KRS-Symphonieorchester unter Petra Weiß entfaltet zusammen mit dem jungen Solo-Violinisten Manfred Huber großes Klang-Kino auf der Empore der Marienkirche. Foto: KRS
Hinter den Musikerinnen und Musikern der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) liegen wahrlich keine einfachen Zeiten. Zunächst sorgte das Coronavirus für monatelange Zwangspausen. Auch das letztjährige Weihnachtskonzert musste kurzerhand virenbedingt abgesagt werden. Erst mit Zittern und Bangen konnte dann im vergangenen Sommer das lang geplante Operettenprojekt „Frau Luna“ abheben – mischte auch hier das Virus noch kräftig mit. Nun aber sollte es doch endlich wieder ein unbeschwertes KRS-Weihnachtskonzert geben. Seit Wochen glühten Saiten und Stimmbänder, es wurde eifrig geprobt. Und wieder zogen am Horizont dunkle Wolken auf: Die Heizung in der Marienkirche Hanau, dem Ort, an dem die Weihnachtskonzert der KRS traditionell stattfinden, versank in Tiefschlaf. Bewaffnet mit Decken, dicken Jacken und Schals trotzten die KRS-Musiker mit ihren zum Teil hochempfindlichen Instrumenten der eisig-klirrenden Kälte, bis sozusagen im letzten Moment ein fleißiger Handwerker die Heizung der Marienkirche unter großem Jubel wieder zum Leben erwecken konnte.
Trotz oder vielleicht auch gerade wegen all dieser Hindernisse zeigten sich die Schülerinnen und Schüler der KRS von ihrer besten Seite und verzauberten ihr Publikum in insgesamt vier Konzerten mit sehr anspruchsvollen und liebevoll ausgestalteten Werken aus Klassik und Moderne, ohne dabei allzu viel Lametta aufzutragen. So bildete beispielsweise der „Lobgesang“ aus der Sinfoniekantate Nr. 2, op. 52, daraus Nr. 4 und 5, von Felix Mendelssohn-Bartholdy anlässlich dessen 175. Todestags einen sehr gelungenen Schwerpunkt des Konzertes. Die hier vorzufindende perfekte Symbiose von Poesie und Musik wird vom Chor der Freunde der KRS und dem KRS-Chor ab Klasse 7 mit den beiden Solistinnen Kimberly Hoffmann und Emilia Bolz unter Leitung von Frank Hagelstange mit inniger Vehemenz strahlend und dynamisch sehr eindringlich herausgearbeitet. Es folgt ein ganz besonderer Weihnachts-Wunsch: Frieden in Europa, Frieden für die Ukraine. Dieser Wunsch findet seine Entsprechung in dem Vortrag von John Lennons „Happy X-Mas“ – die musikalische Botschaft kommt jedenfalls an und wird mit viel Applaus bedacht.
Schon aber der Beginn des Konzertes, der zwei von sieben Teilen des „Magnificat“ aus der Feder des englischen Komponisten John Rutter zum Inhalt hat, lässt aufhorchen. Der KRS-Kinderchor (Sophia Schüller), der große Chor und Kammerorchester fluten die Marienkirche mit teils fröhlichen und teils ganz zarten, warm-beseelten Klängen, dabei teilweise durchdrungen von lateinamerikanischen Rhythmen. Auf zwei Ebenen getrennt musizierend präsentieren sich die Akteure dabei abermals als eine fest zusammengeschweißte Einheit – ein ganz großes Plus, das schon immer prägend für die KRS-Konzerte war und ist.
Es gibt sie aber auch, die herausragenden Einzelleistungen, etwa wenn das große Ausnahmetalent Manfred Hubert zum mitreißenden Solo an seiner Geige ansetzt. Dafür hat sich der Siebtklässler eigens Henri Wieniawskis 2. Violinkonzert in d-Moll, op.22, hier den 1. Satz herausgesucht. Das Werk des polnischen Geigers hat über viele Generationen hindurch viele der größten Geiger der Musikgeschichte fesseln können wie etwa Heifetz, Perlman oder Stern. Was die Zuhörer in der Marienkirche hier also geboten bekommen, ist beileibe nicht alltäglich, schon gleich gar nicht für ein Schulkonzert. Manfred Hubert, der mittlerweile an der Würzburger Universität Geigen-Unterricht erhält, brennt – souverän begleitet vom KRS-Symphonieorchester unter Leitung von Petra Weiß -, das gesamte violinistische Feuerwerk ab, was dieses für das späte 19. Jahrhundert so typisch virtuos angelegte Werk zu bieten hat: Glissandi, Doppelgriffe, Arpeggi, chromatische Tonleitern, Flageolettöne, alles umgarnt von einer schier unglaublichen Vielfalt an Stricharten. Ganz großes Klang-Kino, was da von der Empore tönt.
Die KRS-Big-Band unter Stefan Glück lässt es zunächst beschaulicher angehen, wobei hier Emilia Bolz mit „The Christmas Song“ stimmliche Glanzpunkte setzen kann. Erst im dritten Stück sprühen die Götterfunken des Blechs glitzernd durch das Kirchenrund, bevor dann Jens Weismantel und das KRS-Blasorchester mit der sinfonischen Dichtung „Carrickfergus Posy“, einem fast vergessenen irischen Volkslied, einen weiteren Höhepunkt des Konzertes setzen kann. Dazu gesellen sich drei stimmlich sehr fein vorgetragene englische Carols des Musikleistungskurses Q1, der krankheitsbedingt dezimiert auftreten muss. Der diesjährige Abitur-Musikleistungskurs öffnet sprichwörtlich die Herzen mit dem vokalen „Open Up My Heart“.
Glanzvoll und erhaben setzt das Blasorchester neben Mendelssohn-Bartholdys „Hebe deine Augen auf“ mit dem Choral „Macht hoch die Tür“ einen feierlichen Schlusspunkt unter ein programmatisch ausgewogenes und qualitativ sehr ansprechendes Weihnachtskonzert. Großes Kompliment an die KRS-Schülerinnen und -Schüler, die trotz zunächst widriger Umstände in einer grandiosen Gemeinschaftsleistung das Publikum mit Empathie, Verve und Können begeistern können.
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