Karl-Rehbein-Schule

Gymnasium der Stadt Hanau

Zeitzeugengespräch: Markus Rückert berichtet an der KRS über seine Jugend in der DDR

Markus Rückert (Mitte) berichtete in der KRS im Zeitzeugengespräch von seinem Leben als Jugendlicher in der DDR. Eingeladen an die KRS hatte Rückert die Fachschaft Geschichte, vertreten durch Lars Pätzold (links). KRS-Schulleiter Stephan Rollmann freute sich ebenfalls über den Besuch von Rückert. Foto: KRS

Ein scheinheiliges System

Markus Rückert ist mittlerweile ein gern gesehener „Dauergast“ an der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS). Seine Mission: Er berichtet Schülerinnen und Schülern in einem Zeitzeugengespräch von einem Land, in dem der Machtmissbrauch an der Tagesordnung war. Rückert, dem im Herbst 1989 kurz vor dem Mauerfall als 16jähriger mit seiner Familie die Flucht aus der DDR über Polen in den Westen gelang, schildert seine von Repressalien und staatlicher Willkür geprägten Jugend in der damaligen sogenannten Deutschen Demokratischen Republik. Ein Land, dem die Bürger, wo sie nur konnten, davonliefen. Ein Land, das Bürger, die nicht „linientreu“ waren, drangsalierte und rund um die Uhr durch die „Firma Guck und Horch“, wie Rückert ausführt, bespitzelte.


Während die KRS-Schüler schon alle fleißig fürs Abitur lernen, sind sie es gewohnt, auf Grund ihrer Leistungen bewertet zu werden und im Anschluss studieren gehen zu können. In Rückerts Klasse hingegen war es sogar dem besten Schüler nicht erlaubt zu studieren – seine Eltern waren Künstler und unterstützten nicht eindeutig genug das politische System der DDR. Aus diesem Grunde war in der DDR opportunes Handeln weit verbreitet. „Bei uns wurden von 80 Schülern nur fünf zum Abitur zugelassen. Nur Arbeiterkinder hatten eine Chance. Und man musste immer die richtige Antwort geben, die die Oberen gerne hören wollten. Man hat einfach mitgemacht, das brachte viele Vorteile. Überzeugt von dem System waren hingegen die allerwenigsten“, berichtet Rückert.


Dieses System glorifizierte das Militär in einem extremen Maße, man musste sich ja vor dem „imperialistischen Klassenfeind“ aus dem Westen in Stellung bringen. In der Schule übte man den Weitwurf nicht mit Bällen sondern mit Handgranaten. Die Nationale Volksarmee hatte hier die Hand in Form von „Patenschaften“ im Spiel. Ein anderes Beispiel für das verbrecherische System war das Vermitteln des Militarismus an die Jugendlichen in den Wehrerziehungslagern, an dem alle DDR-Schüler zu Ende des 10. Schuljahres teilnehmen mussten. Hierbei bekamen die Jungen eine militärische Grundausbildung, auch an der Waffe, und die Mädchen erlernten alles Nötige, um Kriegsverletzte zu versorgen. Sport, so Rückert, wurde in der DDR stark gefördert. Wer sich hier einbrachte, konnte mit mancher Bevorzugung in vielen Bereichen rechnen. Wer sich zudem aktiv in der Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend“, kurz FDJ genannt, einbrachte, dem standen in der DDR viele Türen und Tore offen. „Als Kind sog man diesen überall propagierten Patriotismus auf, als Jugendlicher hingegen wurde man zunehmend kritischer und bemerkte, wie scheinheilig das ganze System DDR gestrickt war“, so Rückert.


Rückert macht deutlich, dass die Geschichte der DDR auch heute noch zeige, dass man Ideologien hinterfragen müsse und genau da könne man auch den von Schülern manchmal gesuchten Sinn des Geschichtsunterrichts finden: Das Hinterfragen von „Tatsachen“ und Ansichten ist auch heute noch nötig und brandaktuell. Man kann und sollte aus der Geschichte lernen.

 

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