André F. Leinweber (rechts) freute sich, mit Doktor Martin Stürmer einen sehr bekannten Virologen anlässlich des Wissenschaftstages an der Karl-Rehbein-Schule Hanau begrüßen zu dürfen. Foto: KRS
Hochkarätig besetzter Wissenschaftstag an der Karl-Rehbein-Schule
In der Corona-Pandemie war er fast täglich als gefragter Experte im Fernsehen und anderen Medien zu erleben. Seitdem musste er vor allem im World-Wide-Web schlimme Beleidigungen und Verunglimpfungen über sich ergehen lassen. Die Rede ist von Doktor Martin Stürmer, seines Zeichens Virologe, Leiter eines Medizinlabors und Lehrbeauftragter für Virologie an der Universität Frankfurt. Die Uni Frankfurt ist seit 2017 Partner-Universität der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS), die auch in diesem Jahr wieder einen „Wissenschaftstag“ für die Schülerinnen und Schüler des Q2-Jahrgangs organisiert hatte. Mit dem Vortrag „HIV – der Stand der Dinge – warum kein Impfstoff?“ eröffnete Stürmer den Wissenschaftstag, der im Rahmen des Förder-Projekts „Brückenschlagen – Wissenschaft in die Schulen“ stattfindet und der von dem KRS-Pädagogen André F. Leinweber organisiert wird. Forschende und Lehrende der Uni Frankfurt berichten aus unterschiedlichen Themenbereichen über den aktuellen Stand der Forschung und laden die Schülerinnen und Schüler zur Diskussion ein.
Martin Stürmer referiert in einem kurzweiligen, mit fachlichen Begriffen gespickten Vortrag über die Immunkrankheit Aids, hervorgerufen durch das HIV-Virus. Wer meint, das Virus habe sich verflüchtigt, wird gleich zu Beginn eines Besseren belehrt: Durchschnittlich alle vier Stunden und 52 Minuten infiziert sich ein Mensch mit dem Virus, in Deutschland sind es ungefähr 2000 Menschen pro Jahr. Ungeschützter Sex, verschmutzte Spritzen oder eine Transfusion mit infiziertem Blut sind Hauptursachen, sich mit dem Virus anzustecken, doziert Stürmer. Dabei gilt: „Einmal infiziert, immer infiziert“. HIV ist ein hochvariables Virus. Es passt sich den Veränderungen, die Medikamente hervorrufen an und besitzt damit eine Immunflucht, was eine hohe Mutationsrate mit sich bringt. „Noch verlieren wir den Kampf gegen das Virus“, so Stürmer, „aber mittlerweile gibt es Medikamente auf dem Markt, die das Virus soweit in Schach halten können bis hin zu einer normalen Lebenserwartung des Patienten“, führt der Virologe weiter aus.
Dennoch lasse sich feststellen, dass es im Gegensatz zum Corona-Virus, wo man in Windeseile wirksame, schützende Impfstoffe habe herstellen können, auch nach 40 Jahren Forschung – das Virus wurde 1983 entdeckt – keinen wirksamen Impfstoff gebe. Die Entwicklung von Antikörpern im Labor und deren Erforschung in Bezug zum HIV-Virus stellen bisher einen kleinen Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Aids dar. Versuche mit Stammzellentransplantationen sind bisher nicht zufriedenstellend verlaufen. „Wir müssen leider feststellen, dass wir von einer Heilung dieser tödlich verlaufenden Immunkrankheit meilenweit entfernt sind“, so der Forscher abschließend.
Natürlich konnten sich die Rehbeinerinnen und Rehbeiner im Anschluss an den Eröffnungsvortrag in weitere wissenschaftliche Kolloquien einwählen wie etwa „Kriminalbiologie“ mit Professor Richard Zehner, weiter Geschichtswissenschaften mit Doktor Dirk Wiegandt oder „Evolution der Organismen“ mit Rainer Gläsel. Auch das Rätsel der Sterne um uns herum beleuchtete Professor Jürgen Schaffner-Bielich und in die unbekannten Welten der Kernphysik stieß Doktor Christian Münz vor.
Das Projekt „Brückenschlagen“ dient der Förderung des naturwissenschaftlichen Interesses an den Schulen. Es ist an der Goethe-Universität Frankfurt angesiedelt. Das Projekt knüpft und pflegt Kontakte zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Region und einzelnen Schulklassen. Ziel ist ein dauerhaftes Netzwerk der beteiligten Institutionen. Die Zeit zum „Netzwerken“ hatten die KRS-Schülerinnen und -Schüler reichlich. Dadurch kann auch der Grundstein für ein späteres Studium im naturwissenschaftlichen Bereich gelegt werden.
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