Karl-Rehbein-Schule

Gymnasium der Stadt Hanau

Chemisches Praktikum im schneebedeckten Clausthal – ein Wintermärchen für den LK

Eine Uni mitten im Harz? Mit renommiertem Fachbereich Chemie? Für ein ganzes Wochenende lud die TU Clausthal Schüler ein, einen Einblick in die chemische Praxis an allen chemischen Instituten zu erhalten. Keine Frage, dass sich die Nachwuchs-Chemiker der KRS dieses Angebot nicht entgehen lassen wollten.

So startete die Gruppe ihr Wochenende in der Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Schmidt (Organische Chemie). An verschiedenen Stationen konnte man sich von der praktischen Umsetzung jener Synthesen überzeugen, die in der Schule oft nur theoretisch erarbeitet werden können. Anhand der Veresterung erhielt man einen Einblick in die Planung von Synthesestrategien. Logisch, dass man besser Alkoholat-Anionen anstelle von Alkoholen einsetzt, sie sind ja die weit reaktiveren Nucleophile. Um einen Vergleich mit Fortbewegungsmitteln zu ziehen: „Wo Alkoholmoleküle einem alten Traktor gleichen, entsprechen die Alkoholat-Anionen eher einem sportlichen Rennwagen“, so ein Forscher aus dem Arbeitskreis.

Aber auch praktische Anwendungen wurden untersucht. So zeigte sich, dass das Färben von Textilien mit dem blauen Farbstoff Indigo nur gelingt, wenn man den Stoff mit geeigneten Reagenzien reduziert. Dabei verliert er zunächst seine blaue Farbe, doch nur so lässt er sich fest an das Gewebe binden. An der Luft trocknen die Textilien und der Farbstoff wird oxidiert, wobei sich die blaue Farbe neu ausbildet.

Neben solch grundlegenden Reaktionen standen Herr Prof. Schmidt und sein Team auch zur Verfügung, um die eigene Forschung vorzustellen. So beschäftigt sich der Arbeitskreis mit der Kommunikation von Borkenkäfern. Diese Tierchen kommunizieren über die Freisetzung von Substanzen, die Chemiker als Terpene bezeichnen. Über gaschromatographische Messungen konnten speziell jene Terpene bestimmt werden, die der Käfer absondert, wenn er seinen Artgenossen mitteilen möchte, dass er ausreichend Nahrung gefunden hat. So können diese Terpene nun gezielt freigesetzt werden, so Prof. Schmidt, um die Borkenkäfer von zu schützenden Bäumen wegzulocken. Dabei verriet der Forscher auch einen kleinen Trick, wie man die Stoffgruppe der Terpene leicht von einfachen Alkenen unterscheiden kann. Benötigt würde dabei lediglich der Terpen-Tanzschritt: „Eins-Zwei-Methyl-Drei-Vier“. Versuchen wir doch mal den Tanzschritt am Triterpen Squalen anzuwenden:

Auch in Boswelliasäure, einem Inhaltsstoff des Weihrauchs, erkennen wir eine solche Terpen-Grundeinheit. Kannst Du sie finden?

Am Abend ging es in das historische Gebäude des Instituts für Anorganische Chemie. Der Weg dorthin führte auf stark verschneiten Fusswegen über den örtlichen Friedhof und endete vor dem architektonisch imposanten Gebäude des Instituts, welches sich malerisch in das Gesamtbild eines nebligen Winterabends einfügte. Warmes Licht drang durch die großen Fenster auf die winterlich verschneiten Straßen. „Wie schön hier zu sein.“ Es hatte schon einen gewissen Charme in den Gemäuern des 1929 erbauten Instituts chemisch arbeiten zu dürfen. Der Arbeitskreis von Prof. Arnold Adam hatte sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Nach einer inhaltlichen Einführung hatten die Schüler die Möglichkeit farbige Glas- und Boraxperlen selbst herzustellen. Die Ergebnisse sprechen für sich, oder?

Der nächste Tag stand ganz unter dem Zeichen der qualitativen und quantitativen Bestimmung von Stoffen bzw. Stoffeigenschaften. In den Instituten für Physikalische Chemie bzw. Analytische Chemie wurden Viskositätsmessungen erarbeitet und zeitabhängige Reaktionen kinetisch untersucht.

Instrumentell-analytisch hat der Fachbereich Chemie ebenfalls Einiges zu bieten. So erhielten die Schüler Einblicke in die Messmethoden der Massen-, NMR- und Röntgenspektroskopie. Am Atomabsorptionsspektrometer durften die Schüler sogar praktisch arbeiten. So überprüften sie den Gehalt an Calcium in verschiedenen Mineralwassersorten mit der angebenen Menge.

Nach zwei Tagen der chemischen Praxis endete das Wochenende mit einem gemeinsamen Mittagessen und die Reisegruppe aus Hanau machte sich müde aber völlig glücklich auf den Heimweg.

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